Friedensbildung hat mehrere Bezüge zu (jungen) Flüchtlingen: Erstens sind sie Thema im Unterricht, denn Krisen sind häufige Ursachen von Flucht bzw. Vertreibung häufige Maßnahmen in Kriegen. Zweitens sind sie neben Alteingesessenen und anderen Zugewanderten einen besondere Zielgruppe im Unterricht, denn auch für Kinder auf der Flucht gelten das Bildungsrecht und die Schulpflicht. Und drittens können sie sogar zu ReferentInnen im Unterricht werden, denn wer kann authentischer über Konflikte in bestimmten Regionen sprechen als Menschen aus diesen Regionen selbst (wenn sie nicht traumatisiert sind). So oder so bietet die Frage der Flüchtlingskinder eine sehr gute Verbindung zwischen „fernen“ internationalen und „nahen“ sozialen Konflikten. Das Weltflüchtlingshilfswerk UNHCR bietet hierzu ein spezielles Lernmedium an – das Onlinespiel „Last Exit Flucht“.
Dieses Spiel ermöglicht Jugendlichen, sich viel mehr in Flüchtlinge „hineinzuversetzen“ als alle anderen Medien, denn sie spielen den Weg eines Flüchtlings nach. Das Spiel besteht aus drei Teilen: In "Krieg oder Konflikt" muss der Spieler die „richtigen“ Antworten in einem Polizeiverhör geben, unter Zeitdruck die wichtigsten Sachen packen, sich für einen von mehreren unsicheren Wegen über die Grenze entscheiden. Im „Grenzland“ muss man dann eine Unterkunft suchen, einen Dolmetscher finden und sich in einer neuen Schule mit einer neuen Klasse verständigen sowie zwischen Flüchtlingen und Einwanderern unterscheiden lernen. Im dritten Teil beginnt schließlich „ein neues Leben“ mit Arbeitssuche, Einkauf und Umzug – und dem Umgang mit vielen starken Vorurteilen. Zusätzlich bietet „Last Exit Flucht“ Hintergrundinformationen zum Thema Flüchtlinge und Menschenrechte sowie einen Lehrerleitfaden mit zahlreichen Vorschlägen für den Einsatz im Unterricht.
Der Rezensent hat (wohl wegen seines Alters) nicht alle Level geschafft (und sich etwas geärgert, dass man immer das Spiel neu starten musste, damit man zum nächsten Level gehen konnte). Einige wenige Level sind eher pädagogisch strukturiert (und funktionieren genau darum pädagogisch eher weniger), doch die meisten verbinden sehr gut spielerische Erfahrung und Bewusstsein für die Probleme von Flüchtlingen.