Friedenspädagogik

Friedenspädagogik in Schulen

Was macht nun Friedensbildung aus? Im engeren Sinne wird sie hier verstanden als politische Bildung, die gesellschaftliche Teilhabe und demokratisches Miteinander in begleiteten Lernprozessen fördert und dabei ganzheitlich Kopf, Herz und Hand einschließt und im Fokus den Umgang mit gesellschaftliche Konflikten hat. Damit ist sie ein Teil einer umfassenden Friedenspädagogik, die beispielsweise auch persönliche Konfliktkompetenz beinhaltet. Diese Begriffe werden aber zum Teil unterschiedlich gebraucht und bedürfen immer wieder einer gemeinsamen Verständigung.

Friedenspädagogik spielt eine unverzichtbare Rolle beim konstruktiven Umgang mit Konflikten und fördert die Befähigung zur gewaltfreien Konfliktaustragung.

Doch welche Kompetenzen soll Friedensbildung Schülern vermitteln? Das Institut für Friedenspädagogik Tübingen und InWent haben die folgenden Kriterien formuliert:

Friedenskompetenz ist in erster Linie Sachkompetenz:

  • Wissen über die Eskalationsmechanismen von Konflikten und
  • über die Ursachen von Krieg und Gewalt sowie
  • Kenntnisse über die individuellen Voraussetzungen von Friedensfähigkeit und deren gesellschaftliche und internationale Rahmenbedingungen.
  • Zur Friedenskompetenz gehört aber auch die Einsicht in die eigenen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Grenzen.

Friedensfähigkeit kann als soziale Kompetenz beschrieben werden, die Ich-Stärke, Empathie und die Fähigkeit zu Perspektivenwechsel sowie kommunikative und kooperative Fähigkeiten beinhaltet (Team- und Konfliktfähigkeit).

Friedenshandeln (Handlungskompetenz):

  • fördert die Motivation und Fähigkeit zu praktischem gesellschaftlichen und politischem Handeln im Sinne der Entwicklung von Demokratie, der Verwirklichung von Menschenrechten und der Überwindung von Gewalt
  • zielt auf die Beeinflussung politischer Entscheidungen und Entwicklungen auf kommunaler, staatlicher und internationaler Ebene und kann unterschiedliche Formen haben.

Friedenskompetenz, Friedensfähigkeit und Friedenshandeln gehören zusammen, sind aufeinander angewiesen, bedingen sich gegenseitig.

Auch der Erwerb von Medienkompetenz gerät zunehmend in den Blick; die neuen Medien sind wichtige Instrumente für die friedenspädagogische Bildungsarbeit, die verstärkt genutzt werden sollten, auch um den Schülerinnen und Schülern verschiedene Lernzugänge zu eröffnen.

Zentrale Themen und Ansätze der Friedenspädagogik

Zu den friedenspädagogischen Kernthemen und -ansätzen zählen u.a. folgende Bereiche, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Wir nennen hier jene Themen und Lernziele, die wir im Rahmen unseres Projekts für zentral erachten – folgend unseren thematischen Hauptkategorien Kritik am Krieg, Visionen des Friedens und Zivile Konfliktbearbeitung.

  • Auseinandersetzung mit Gewalt und Ansätze zur Überwindung von Gewalt
    Hierzu gehört die Sensibilisierung für alle Formen der Gewalt (direkte, strukturelle und kulturelle Gewalt) und die systematische Suche nach Alternativen zur Gewaltanwendung. Unterschiedliche Modelle der Gewaltprävention eröffnen Perspektiven und gewaltfreie Handlungsalternativen. In diesem Sinne sind zivile Konfliktbearbeitung und Visionen des Friedens Kernthemen unseres Projekts.
  • Auseinandersetzung mit Militär, Rüstung und Krieg
    Hier geht es um die kritische Beschäftigung mit den unterschiedlichen Legitimationen für Rüstung und Militär, um deren gesellschaftliche und politische Funktionen sowie um die Folgen militärischer Gewaltanwendung. Das Spektrum der Ansätze reicht hier vom Umgang mit (nationalen) Mythen zur Rechtfertigung von Militär bis hin zur Traumapädagogik als Form der Auseinandersetzung mit Gewalt- und (Bürger-)Kriegsfolgen. Vor diesem Hintergrund haben wir zahlreiche Unterrichts- und Lernmedien sowie Dokumente unter dem Stichwort „Kritik am Krieg“ versammelt.
  • Befähigung zur demokratischen Teilhabe bzw. Vermittlung von Demokratiefähigkeit
    Hier geht es schließlich um die Einübung von Formen politischer Partizipation, die auch eine Auseinandersetzung mit Formen zivilen Ungehorsams einschließt.

Nach: Essentials der Friedenspädagogik im Kontext von Entwicklungszusammenarbeit. Arbeitspapier von InWEnt und IFT, erstellt von Günther Gugel / Uli Jäger, Institut für Friedenspädagogik Tübingen e.V. (IFT), Version 2, Stand: 4/2004, und: Gugel: Friedenspädagogik (2008)

Literaturempfehlungen

Zu Theorie und Methoden der Friedenspädagogik können wir ihnen folgende Bücher und Aufsätze empfehlen:

Jegliche politische Bildung sollte sich am Beutelsbacher Konsens orientieren. Lehrerinnen und Lehrer sind im schulischen Bereich für seine Durchsetzung verantwortlich.

Hier finden Sie Fortbildungsangebote zum Thema Friedensbildung.

Download: 

Friedenspädagogik

Grundlagen, Praxisansätze, Perspektiven

Dieses Buch bietet einen Einblick in die Grundlagen, Entwicklungen und zukünftigen Chancen von Friedenspädagogik. In der demokratischen Gesellschaft spielt die gewaltfreie Erziehung und Bildung eine zentrale Rolle. Das Buch bindet auf der theoretischen Basis einen historischen Umriss der Friedenspädagogik ein und erlaubt einen Einblick in die praxisorientierten Fragen der Umsetzung von Friedenserziehung in der modernen Gesellschaft. Es bezieht die zentralen Themenfelder wie Feindbildkonstruktionen, Umgang mit Gewalt und Konfliktmanagement, Medienpädagogik und Erinnerungsarbeit ein.